Die Elektromobilität verändert die Automobilbranche tiefgreifend. Neben umweltfreundlicheren Antrieben und fortschrittlicher Technologie stellen Batterieelektrofahrzeuge (BEVs) jedoch auch neue Anforderungen an Wartung und Reparatur. Dieser Artikel beleuchtet die typischen Verschleißreparaturen, besondere Wartungsaspekte sowie gesetzliche Vorgaben rund um die Hochvoltanlage von BEVs.
Typische Verschleißreparaturen bei BEVs
Im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor fallen bei Vollstromern einige Wartungsarbeiten weg, wie beispielsweise Ölwechsel oder Reparaturen an der Abgasanlage und -sensorik. Andere Komponenten stehen hingegen im Fokus:
1. Bremsen:
- Rekuperation reduziert normalerweise den Verschleiß von Bremsbelägen und -scheiben, jedoch können Korrosion und Nichtnutzung diese Teile beeinträchtigen.
- Bremsflüssigkeit muss weiterhin regelmäßig gewechselt werden.
2. Reifen:
- Höheres Gewicht und hohes Drehmoment führen oft zu erhöhtem Reifenverschleiß.
- Ein häufigerer Reifenwechsel oder Auswuchten der Räder können erforderlich sein.
3. Batteriesystem:
- Die Batterie-Kühl- und Heizsysteme erfordern bei Defekten eine Reparatur.
- Einzelne Module oder Zellen können repariert oder ausgetauscht werden, wenn Schäden auftreten.
- Im Falle von Quarantäne, Containern und Abschleppvorgängen steigen die Kosten enorm im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen - spezielle Kenntnisse für Arbeiten an der Hochvoltanlage sind erforderlich und steigern die Reparaturkosten deutlich.
4. Elektronik und Antrieb:
- Elektromotoren zeigen selten Verschleiß, doch Wechselrichter und Ladegeräte können durch thermische Belastung ausfallen.
- Hochvoltleitungen müssen bei mechanischen Schäden oder Isolationsproblemen ausgetauscht werden.
5. Klimaanlage und Wärmepumpe:
Reparaturen an Kältemittelkreisläufen, Heizmodulen oder Kompressoren sind üblich, da diese auch zur Batterie-Kühlung beitragen.
6. Karosserie und Fahrwerk:
- Höheres Fahrzeuggewicht kann Fahrwerkskomponenten wie Stoßdämpfer und Querlenker stärker beanspruchen.
- Rostschutzmaßnahmen gewinnen an Bedeutung.
7. Ladeanschlüsse und Kabel:
- Häufiges Laden kann zu Abnutzung der Ladebuchsen führen. Regelmäßige Überprüfungen sind notwendig.
- Ladekabel sollten trocken und sauber gelagert sowie auf Schäden überprüft werden, um eine sichere Nutzung zu gewährleisten.
Besonderheiten bei der Wartung von BEVs
- Langfristige Batteriedegradation: Mit zunehmendem Alter und Ladezyklen verliert die Batterie Kapazität. Ein Austausch ist selten, aber kostenintensiv.
- Software-Updates: Viele Probleme, wie Batterieeffizienz oder Steuergerätefehler, können per Software behoben werden. In den meisten Fällen erfolgt dies Over-the-Air.
- Rekuperationsbedingt geringerer Verschleiß: Bremsen und andere mechanische Komponenten erfordern weniger Wartung, was Kosten senkt.
Die Bedeutung der Hochvoltanlagenprüfung
Die Hochvoltanlage eines BEVs ist zentral für Sicherheit und Funktionalität. Gesetzliche Vorschriften und Herstellervorgaben machen regelmäßige Inspektionen notwendig:
1. Häufigkeit der Prüfung:
- Hersteller verlangen Inspektionen alle 1–2 Jahre oder nach einer bestimmten Kilometerleistung.
- Gewerblich genutzte Fahrzeuge unterliegen einer jährlichen Prüfung nach der Unfallverhütungsvorschrift (UVV).
2. Prüfinhalte:
- Sichtprüfung auf Schäden oder Korrosion.
- Messung der Isolationswiderstände zur Vermeidung gefährlicher Spannungen.
- Funktionsprüfung der Batterie-Kühlung und Sicherheitsabschaltungen.
3. Zertifiziertes Fachpersonal:
Nur speziell geschulte Elektrofachkräfte dürfen Prüfungen und Reparaturen an Hochvoltkomponenten durchführen.
Warum ist die UVV-Prüfung wichtig?
Die UVV-Prüfung dient der Betriebssicherheit und dem Schutz der Fahrenden. Mögliche Gefahren durch Verschleiß, unsachgemäße Nutzung oder äußere Einflüsse können frühzeitig erkannt werden. Neben der Sicherheitsprüfung aller wesentlichen Fahrzeugkomponenten, wie Bremsen oder Reifen, ist die Hochvoltprüfung ein zentraler Bestandteil. Nach der Prüfung wird ein Prüfprotokoll erstellt, das als Nachweis dient.
Leasing und Wartungskosten
Leasinggesellschaften setzen unterschiedliche Wartungsraten für BEVs an, abhängig von Faktoren wie Fahrzeugtyp, Hersteller und Nutzung:
- Niedrige Wartungsraten: Optimistische Kalkulation aufgrund des geringeren Verschleißes bei BEVs. Günstige Raten decken meist Basiswartungen ab und gehen von den Wartungsintervallen der Hersteller aus.
- Hohe Wartungsraten: Realistische und sorgfältige Bewertung mit umfassender Serviceleistung wie der Inkludierung von Verschleißreparaturen.
Empfehlungen zum Ladeverhalten zur Minimierung von Verschleißreparaturen
Um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern und Verschleiß zu minimieren, ist ein schonendes Ladeverhalten entscheidend:
- Vermeiden Sie häufiges Laden auf 100% und Tiefenentladungen. Optimal ist ein Ladebereich zwischen 20% und 80%.
- Bevorzugen Sie wechselstromladen (AC) mit niedriger Ladeleistung im Alltag, da Schnellladen (DC) die Batterie stärker belastet.
- Für längere Standzeiten sollte das Fahrzeug mit einem Ladestand von etwa 50% geparkt werden.
- Überprüfen Sie Ladebuchsen regelmäßig auf Verschmutzungen oder Korrosion und verwenden Sie qualitativ hochwertige Ladekabel.
Zusammengefasst ist die Wartung von BEVs in vielen Bereichen günstiger als die von Verbrennern, jedoch erfordern Batterie- und Hochvoltkomponenten spezialisierte Inspektionen und können höhere Kosten verursachen.
Regelmäßige Prüfungen sind nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern entscheidend für die Sicherheit und Effizienz der Fahrzeuge. Mit einer schonenden Fahrweise und gezielter Wartung lassen sich jedoch viele Verschleißprobleme minimieren. Die Technologien unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller, die Netzwerkdichte der Vertragswerkstätten oder Werkstätten, welche die jeweiligen Marken warten können, sind ein entscheidender Faktor in der Berücksichtigung.