Das Arval Mobility Observatory hat die 19. Ausgabe des Fuhrpark- und Mobilitätsbarometers veröffentlicht. Die jährlich durchgeführte Befragung gilt als Branchenreferenz für Mobilitätstrends. Insgesamt wurden 8.622 Entscheidungsträger aus 30 Ländern befragt. In Deutschland wurden dazu 300 Entscheidungsträger im Zeitraum von August 2022 bis Oktober 2022 befragt. Auf Basis der Ergebnisse definiert das Arval Mobility Observatory Flotten- und Mobilitätsbarometer 2023 folgende Kernerkenntnisse für den deutschen Markt:
- Flottengröße bleibt stabil oder wächst – vor allem kleine Unternehmen sind zuversichtlich
- Beschaffungsprozesse bei KMUs werden immer digitaler
- Ausbau der Elektromobilität legt weiter zu
- Alternative Mobilitätslösungen sind kein Ersatz für den Dienstwagen
- Nutzung und Akzeptanz vernetzter Dienste nimmt deutlich zu
1. Flottengröße bleibt stabil oder wächst – vor allem kleine Unternehmen sind zuversichtlich
Deutsche Unternehmen blicken hinsichtlich ihrer Fahrzeugflotten weiterhin optimistisch in die Zukunft. Mit 91 Prozent erwartet die große Mehrheit der befragten Entscheidungsträger in der Fuhrpark- und Mobilitätsbranche, dass ihre Flotte stabil bleibt oder innerhalb der nächsten drei Jahre sogar wachsen wird. Vor allem kleine Unternehmen, die weniger als zehn Mitarbeitende beschäftigen, sind zuversichtlich. Von ihnen geben 62 Prozent an, ihren Fuhrpark in den nächsten drei Jahren auszubauen. Mittlere und große Unternehmen hingegen sind vorsichtiger in ihren Prognosen: Sie erwarten kein Wachstum, jedoch gehen alle (100 Prozent) davon aus, dass ihre Flotten stabil bleiben.
„Angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Herausforderungen, denen deutsche Unternehmen aktuell begegnen, ist es interessant zu sehen, dass vor allem kleine Firmen planen, ihre Flotten weiter auszubauen“, sagt Katharina Schmidt, Head of Arval Mobility Observatory in Deutschland. „Ein wichtiger Grund dafür ist unter anderem, dass Unternehmensmobilität ein effektives Instrument zur Mitarbeitergewinnung und -bindung ist. Für Arbeitgebende, die nicht dieselben Gehälter wie große Unternehmen aufrufen können, werden solche Benefits immer wichtiger.“ Das bestätigen 35 Prozent der befragten Unternehmen, die mit einem Wachstum ihres Fuhrparks rechnen. Eine weitere Begründung für das prognostizierte Flottenwachstum ist, dass etwa die Hälfte der befragten Unternehmen (49 Prozent) die eine Erweiterung der Flotte erwarten, ihre Geschäftsentwicklung so positiv einschätzen, dass der Bedarf an Fahrzeugen steigt.
Des Weiteren geben 17 Prozent der befragten deutschen Flottenmanagenden an, aufgrund aktueller flexibler Home-Office-Regelungen, ihre Mobilitätsrichtlinien entweder bereits geändert zu haben oder diese dahingehend anpassen zu wollen. Danach gefragt, um welche Änderungen es sich dabei handelt, wurde am häufigsten (49 Prozent) genannt, Mitarbeitenden, die keinen Anspruch auf einen Firmenwagen haben, alternative Mobilitätslösungen anzubieten oder in der Zukunft anbieten zu wollen.
Hat sich im letzten Jahr noch der Trend abgezeichnet, dass Flottenverantwortliche immer länger an Fahrzeugen festhalten, trifft das in diesem Jahr – zumindest bei kleinen Unternehmen – nicht mehr zu. So sinkt die Besitzdauer auf nur mehr 4,4 Jahre, im Vergleich zu 5,6 Jahre im Vorjahr. „Demnach liegt der Fokus kleinerer Unternehmen deutlich auf der Erneuerung und dem Ausbau der Flotte“, stellt Katharina Schmidt fest.
2. Beschaffungsprozesse bei KMUs werden immer digitaler
Die Digitalisierung schreitet auch hinsichtlich der Beschaffungsprozesse bei KMUs immer weiter voran: War im Jahr zuvor der rein persönliche Kontakt noch für 41 Prozent der deutschen Befragten die bevorzugte Form der Fahrzeugbeschaffung, sagen das in diesem Jahr nur noch 35 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs). Knapp die Hälfte (45 Prozent) setzen auf einen hybriden Prozess – also eine Mischung aus digitalem und persönlichem Auswahl- bzw. Bestellverfahren. Die bevorzugte Variante: Fahrzeuge digital auswählen und dann persönlich vor Ort bestellen (31 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr (11 Prozent) entscheiden sich mehr KMUs für einen rein digitalen Beschaffungsprozess (18 Prozent). Hier sind auch die kleineren Unternehmen Vorreiter: 23 Prozent entscheiden sich für einen digitalen Auswahl- und Bestellprozess. 2022 entschieden sich dafür lediglich 9 Prozent. Als Begründung dafür geben 56 Prozent der Befragten Zeitersparnis an und 40 Prozent empfinden den digitalen Prozess unkomplizierter und komfortabler.
3. Ausbau der Elektromobilität legt weiter zu
Flottenverantwortliche sehen aktuell die Implementierung alternativer Antriebe als größte Herausforderung (21 Prozent) in den nächsten drei Jahren. Dennoch haben bereits sieben von zehn der befragten deutschen Unternehmen mindestens eine alternative Technologie (Hybride, Plug-In Hybride und Batterieelektrische Fahrzeuge) für ihre Pkw-Flotte eingeführt. Der im Vergleich zum Vorjahr (sechs von zehn Firmen) erneut angestiegene Wert geht auf die kleinen Unternehmen zurück (80 Prozent der kleinen Unternehmen haben bereits mindestens eine alternative Technologie implementiert). Diese haben zu den größeren Unternehmen aufgeschlossen, bzw. diese beim Umstieg auf nachhaltige Antriebstechnologien sogar überholt und liegen somit über dem deutschen und europäischen Durchschnitt.
„Gerade bei kleineren Unternehmen sehen wir in diesem Jahr in vielen Bereichen enorme Entwicklungen“, stellt Schmidt fest. „Doch aufgrund des wachsenden Bewusstseins für das Thema Nachhaltigkeit, spielt der Umstieg auf Elektromobilität für alle eine große Rolle. Dadurch können Unternehmen ihr Image verbessern und sich als verantwortungsbewusste Arbeitgebende positionieren. Zudem trägt der Umstieg auch dazu bei, der eigenen CSR-Politik gerecht zu werden.“
Zu den beliebtesten Antriebsalternativen für Pkw zählen mit einem Anteil von 38 Prozent der befragten Unternehmen nach wie vor Plug-in-Hybride sowie reine Hybridfahrzeuge mit 36 Prozent der befragten Unternehmen. Entgegen dem europäischen Wachstumstrend bleibt der Anteil derer, die rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) nutzen in Deutschland stabil. Eine Ursache dafür ist erneut die noch nicht ausreichend ausgebaute Ladeinfrastruktur, sei es zu Hause oder am Arbeitsplatz. Um dem entgegenzuwirken, geben 35 Prozent der deutschen Befragten an, innerhalb der nächsten 12 Monate Lademöglichkeiten auf dem Betriebsgelände zu installieren.
4. Alternative Mobilitätslösungen sind kein Ersatz für den Dienstwagen
Das Arval Mobility Observatory Mobilitäts- und Fuhrparkbarometer belegt auch in diesem Jahr, dass alternative Mobilitätslösungen weiter auf dem Vormarsch sind. Bereits acht von zehn der befragten Unternehmen haben mindestens eine Form alternativer Mobilität eingeführt. Vorreiter sind auch hier kleine Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden. Von ihnen bieten bereits 92 Prozent ihren Mitarbeitenden ergänzende Mobilitätslösungen an.
Die aktuell am häufigsten genutzten Alternativen zum Dienstwagen sind: kurz- oder mittelfristige Fahrzeugvermietung (30 Prozent der befragten Unternehmen), Ride Sharing (26 Prozent), Angebote für den öffentlichen Nahverkehr (25 Prozent) sowie Bike-Sharing oder -Leasing (23 Prozent).
Die Gründe alternative Mobilitätslösungen anzubieten sind vielfältig. Im Fokus stehen für die Befragten aber ganz klar die positiven Effekte, die solche Angebote auf das Image als Arbeitgebende haben und wichtig für die Mitarbeiterbindung und das Recruiting sind. Unter den Unternehmen, die alternative Mobilitätslösungen bereits nutzen oder in Erwägung ziehen, werden diese eher als Zusatz zum Unternehmensfuhrpark betrachtet, wobei die Wahrscheinlichkeit, den gesamten oder einen Teil des Fuhrparks für Mobilitätslösungen aufzugeben, relativ gering ist.
5. Nutzung und Akzeptanz vernetzter Dienste nimmt deutlich zu
Auch wenn der Ausstattungsgrad unter dem europäischen Durchschnitt bleibt, nimmt die Nutzung von Telematiklösungen in deutschen Fuhrparks sowohl bei Pkws als auch bei leichten Nutzfahrzeugen (LCVs) zu. Vor allem bei LCVs sind aktuell fast drei von zehn Unternehmen (28 Prozent der befragten Unternehmen) damit ausgerüstet.
„Im Vergleich zum letzten Jahr sehen wir bei der Nutzung von Telematikdiensten eine deutliche Steigerung: 37 Prozent der Befragten geben an für ihre Flotte bzw. für einen Teil der Flotte Telematiklösungen zu nutzen. 2022 standen viele Unternehmen diesen eher skeptisch gegenüber. Aktuell ändert sich das aber und die Akzeptanz und das Bewusstsein, welche Vorteile die Technologie mit sich bringt, werden größer“, kommentiert Schmidt die Ergebnisse. Zu den wichtigsten Gründen für die Nutzung vernetzter Fahrzeuge, unabhängig ob PKW oder leichtem Nutzfahrzeug zählen die Ortung von Fahrzeugen, die Verbesserung der Fahrzeugsicherheit, die Optimierung der betrieblichen Effizienz, die Verbesserung der Fahrersicherheit und die Senkung der Flottenkosten.
„Das Fuhrpark- und Mobilitätsbarometer 2023 zeigt deutlich, dass die Umstellung auf alternative Antriebe voranschreitet und das Angebot an zusätzlichen Mobilitätslösungen weiter zunimmt. Die befragten deutschen Unternehmen blicken trotz zahlreicher Herausforderungen optimistisch in die Zukunft und haben erkannt, dass Mobilität auch ein wichtiges Thema ist, um neue Talente anzuwerben und Mitarbeitende zu binden. Und auch das Bewusstsein für die Vorteile einer vernetzten Flotte wird immer größer – ein wichtiger Schritt, zu einem digitalen und nachhaltigen Fuhrpark“, erklärt Katharina Schmidt, Head of Arval Mobility Observatory in Deutschland.
Methodik 2022/2023
Für diese unabhängige Umfrage wurden zwischen dem 18. August 2022 und dem 11. November 2022 in 25 Ländern und zwischen dem 9. Januar 2023 und dem 30. März 2023 in Nordamerika, Neuseeland, Australien und Mexiko von einem unabhängigen Marktforschungsunternehmen, Ipsos, 8 622 Interviews mit Entscheidungsträgern in Unternehmen durchgeführt. Die Teilnehmenden wurden per Telefon interviewt. Der Erfassungsbereich (von 25 auf 30 Länder) wurde dieses Jahr um fünf neue Länder erweitert (Österreich, Deutschland, Belgien, Spanien, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Polen, Portugal, Vereinigtes Königreich, Tschechische Republik, Slowakei, Rumänien, Schweiz, Finnland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Neuseeland, Australien, Mexiko, Nordamerika, Türkei, Marokko, Chile, Peru und Brasilien). Die befragten Unternehmen betrieben mindestens ein Fahrzeug. In Deutschland war die Verteilung der Befragten wie folgt:
- 33 Prozent waren Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten
- 20 Prozent waren Unternehmen mit 10 bis 99 Beschäftigten
- 27 Prozent waren Unternehmen mit 100 bis 999 Beschäftigten
- 20 Prozent waren Unternehmen mit 1000 und mehr Beschäftigten
Die gesamte Studie steht hier zum Download bereit.